Vorher war ich eine halbe Stunde schwimmen, das 20 m lange Becken gehörte mir ganz allein. Ja, das Wasser war kühl, aber zwischen den Wolken schaute zwischendurch die Sonne heraus; sie schien ebenso fasziniert zu sein von mir Schwimmerin wie die Fahrgäste des Ausflugsbootes, das am Donaukanal an mir vorbeizog und denen vom Oberdeck einen Blick auf mich erlaubte, und wie die Menschen, die von der Urania-Brücke aus ein Foto machten von dem Pool, der auf dem Wasser schwimmt.
Vor dem Schwimmen war ich bei einer Ausstellung im KunstHaus gewesen, Elfi Semotan, eine österreichische Fotografin. Ein krankes Kind zu Hause und ich kann mir allein einen schönen Abend machen – der Bartträger ist extra früher heim aus dem Büro, nachdem ich die Tagschicht hatte zu Hause, statt mit den Kindern den Sommertag mit super Abenteuerprogramm zu genießen. Nun also noch ein super Programm für mich alleine, aber ich bin unzufrieden. Weil Elfi Semotans Modefotografie einfach nicht mein Genre ist, mein Interesse nicht so recht zu wecken vermochte? Oder weil ich mich nicht entscheiden kann, ob ich hier noch ein Bier trinke oder ob ich doch noch ins Kino gehe? Dann die Erkenntnis: Ich fühle mich einsam! Gerade erst waren wir für zwei Wochen in Finnland, da waren wir die ganze Zeit zu siebt. Drei Erwachsene, die sich die Aufgaben teilten und die Arbeit mit den insgesamt vier Kindern. Drei Erwachsene, also immer zumindest eine andere erwachsene Ansprechperson. Wie absurd mir dieses Leben in der Kleinfamilie nun erscheint, mit Familien- und Hausarbeit durch zwei geteilt. Und ich weiß, dass auch das schon ein Luxus ist. Wo ist das Dorf?